Seo Jones und der verschwundene Pagerank

der-verschwundene-pagerank„Professor Jones?“ In der Tür zum Büro des Linkologen stand ein junger Mann, gekleidet in feinstem englischem Zwirn. Seo Jones drehte sich um und fragte gelangweilt: „Was kann ich für Sie tun? Kommen Sie rein und setzen Sie sich hin.“ Der junge Mann folgte der Bitte. „Mein Name ist Bobo Siem. Ich komme aus einem Dorf in einer entlegenen Region Indiens. Die Ältesten haben mich beauftragt, Sie um Hilfe zu bitten. Der Pagerank, der unser Dorf beschützt, wurde gestohlen.“ Das Interesse des Professors für Linkologie war geweckt. „Erzählen Sie weiter. Was ist das für ein Pagerank und was ist genau passiert?“

„Vor hunderten von Jahren haben unsere Vorfahren nach einem geeigneten Platz gesucht, um sich niederzulassen. Noch bevor sie auch nur eine Hütte bauten, errichteten sie einen Schrein zu Ehren der Göttin Goo, die für Zufriedenheit und Wohlergehen der Dorfbewohner sorgen soll. Seinerzeit wurden viele dieser Siedlungen gegründet. Der Sage nach erschien Goo wenige Tage später in zehn Dörfern und überreichte den Bewohnern einen Pagerank. Auf dem kargen Boden wuchsen daraufhin Pflanzen, die Tiere starben nicht mehr und die Menschen konnten in Frieden leben. Bis zu dem Tag, an dem die Sekte der Ilinkuminaten kam und der Pageranks habhaft werden wollte. Ihr Ziel war es, den großen Zehner-Pagerank zu bilden. Mit ihm lassen sich angeblich die Geschicke der Welt bestimmen. Einige Dörfer versteckten ihre Pageranks an sicheren Orten, andere ließen ihn außer Landes bringen. In drei Dörfern töteten die Ilinkuminaten alle Bewohner und nahmen die Pageranks mit. Der Mogul verurteilte die Mitglieder der Sekte daraufhin zum Tode. Unser Dorf blieb damals verschont und der Pagerank beschützte uns auch weiter. Bis vor wenigen Wochen. Der Pagerank ist weg. Die Quelle versiegte, die erste Kuh verendete. Wir glauben, die Sekte ist wieder aktiv.“

Seo Jones lehnte sich zurück. „Und wie kann ich Ihnen helfen? Ich bin Linkologe und von den Pageranks ist nur wenig überliefert. Sie sollen jeder für sich wirken. Wie wollen die Ilinkuminaten sie denn zu einem großen Pagerank verbinden?“ „Links“, lautete die knappe Antwort von Bobo Siem. „Es gibt spezielle, uralte Links, mit denen sich die zehn Pageranks kombinieren lassen. Es gibt zig Millionen Möglichkeiten, aber nur eine funktioniert. Sie sollen verhindern, dass die Bruderschaft die Lösung findet. Wir haben gesammelt, um die Flüge und die Spesen zu bezahlen. Helfen Sie uns?“ Der Professor überlegte nicht lange, schnappte sich seine Tasche und sagte: „Auf geht´s.“

Gemeinsam mit Bobo Siem reiste Seo Jones quer durch Indien, um zum Dorf zu gelangen. Dort erwartete den Professor ein Bild des Elends. Nur noch ältere Männer, Kinder und Frauen waren da, ausgemergelt und schwach. „Sie haben die jungen Männer geholt und gezwungen, für sie zu arbeiten“, berichtete der Dorfälteste. „Die Ilinkuminaten wissen, wo die übrigen Pageranks sind. Lange dauert es nicht mehr und sie haben alle zehn. Sie sind unsere letzte Hoffnung, Professor Jones.“ Müde von der langen Reise setzte sich der Professor und nahm sein Satellitentelefon. „Anna Lytics“, meldete sich eine säuselnde Stimme am anderen Ende Leitung. „Schauen Sie sofort im PC, was wir über die Ilinkuminaten haben.“ Wenige Minuten später, Seo Jones hörte nur das Klappern der Tastatur, erhielt er die gewünschte Information. „Nach dem, was hier gespeichert ist, soll Gandolf vom Berg die Sekte führen, ein Deutscher. Fakten gibt es keine.“

Zwei Tage lang blieb Seo Jones in dem Dorf und ließ sich alles über den Pagerank und die Ilinkuminaten erzählen. Dann machte er sich mit Bobo auf den Weg in die anderen Dörfer. Auch hier waren die jungen Männer geholt worden. Die Spur führte zu einem alten Palast. Der Professor bat den Hausherrn um ein Nachtlager für sich und seinen Freund. Beide wurden freundlich empfangen. Doch es lag etwas in der Luft. Überall standen Wachen. Bobo und Seo konnten keinen Schritt alleine machen. Sie wurden immer begleitet oder hatten das Gefühl, beobachtet zu werden.

In der Nacht versuchten der Professor und der junge Inder, sich ein Bild zu verschaffen. Sie überwältigten ihre Aufpasser, lockten eine der Wachen von einer der großen Eisentüren weg und verschafften sich Zutritt. Eine schmale Treppe führte nach unten, nur beleuchtet von wenigen Fackeln. Aus der Ferne waren Schreie und das Tuckern von Maschinen zu hören. Mit jedem Schritt stieg der Lärmpegel an. Als sie an der letzten Windung ankamen, sahen sie die jungen Männer. Sie mussten Gestein zerschlagen und zu einer Mühle bringen. „Los, es fehlt nur noch ein Pagerank. Dann könnt ihr Euch ausruhen.“ Ein bulliger Typ mit zotteligem Bart trieb die Burschen an. In dem Moment wurden Seo und Bobo von hinten gepackt. Sie waren entdeckt worden. Was danach passierte, wissen sie nicht mehr. Sie erinnern sich nur noch an einen Schlag auf den Hinterkopf.

„Guten Tag, Mr. Jones.“ Ein Mann im grauen Anzug kam zum Verlies. „Ich bin Gandolf vom Berg. Es ist nicht nett, dass Sie die Gastfreundschaft hier zum Schnüffeln missbrauchen. Aber gut. Wenn Sie schon einmal hier sind, können Sie uns auch helfen.“ Seo Jones war noch nicht ganz zu sich gekommen, als er von zwei Wachen in eine Halle geführt wurde. Neun Pageranks lagen auf goldenen Tischen, in einer Schale dutzende uralter Links. „Diese Links verbinden die Pageranks. Jeder hat Vertiefungen. Wir haben es noch nicht geschafft, eine Verlinkung herzustellen. Das ist jetzt ihr Job. Wenn Sie nicht sputen, wollen wir mal sehen, ob die Mühle nicht auch ihre Knochen zermahlen kann.“

Tag und Nacht saß der Professor über den Links und den Pageranks. Jeden einzelnen hatte er schon hunderte Male in der Hand und genau studiert. Dass er dabei einen Weg gefunden hatte, die Sekte auszuschalten, ließ er sich nicht anmerken. Nach fünf Tagen kam der Anführer und verlangte Ergebnisse. „Ich kann es schaffen, wenn ich den zehnten Pagerank habe.“ Gandolf vom Berg lachte laut auf. „Kein Problem, hier ist er. Es ist schon erstaunlich, wie man Menschen mit Peitschenhieben zu Höchstleistungen treiben kann.“ Seo Jones begann, fügte vorsichtig Links und Pageranks zusammen, bis ein Gebilde entstand, das nach wenigen Augenblicken zu leuchten begann und eine ungeheure Energie ausstrahlte. „Hier. Machen Sie damit was Sie wollen. Aber lassen Sie die Männer frei.“ Der Ilinkuminat stieß ihn beiseite. „Die bleiben hier, genau wie Du. Wir werden viele Helfer brauchen.“

Die gesamte Sekte der Ilinkuminaten versammelte sich im Saal, hielt sich an den Händen. Als ihr Führer den Zehnerpagerank berührte, durchströmte ihn und seine Kameraden eine tödliche Energie. Sie sackten zusammen und hauchten ihr Leben aus. Der Professor zerschlug die Verbindungen mit einem Stab, nahm die Links und Pageranks und suchte die jungen Männer aus den Dörfern. „Wir müssen hier weg“, rief er. „Es ist vorbei.“ Die Wachen hielten sie nicht auf. Der Bann, der auf ihnen lag, war gebrochen.

„Wie habt Ihr das geschafft?“ Diese Frage musste Seo Jones oft beantworten. Und er tat es gerne. „Auf den Links und den Pageranks war ein Hinweis versteckt, der vor zu viel Macht warnt. Eure Göttin Goo wollte offensichtlich lieber viele glückliche als ein mächtiges Dorf. Einige der Pageranks hätte man problemlos verbinden und sehr viel Kraft gewinnen können. Doch die Ilinkuminaten waren gierig und wollten alles. Das hat sie umgebracht.“ Bevor der Professor sich auf die Heimreise machte und verabschiedet, sprach er noch mit Bobo: „Pass auf deinen Pagerank auf und halte ihn in Ehren.“

21 Gedanken zu „Seo Jones und der verschwundene Pagerank“

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  2. Super coole Story! Ich denke ich muss mir unbedingt noch die beiden ersten Teile und jeden der kommendne reinziehen! Auch wieder ne coole Grafik von Martin!

  3. Danke Andre für den etwas anderen SEO-Talk. Mal was anderes, als diese überall und ständig nervige SEO-Gerede und Kakophonie. Übrigens woher hast du diese schöne kurze „Type-In“ Domain ? Ist das eine TLD oder eine Subdomain ?

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