Erschließen neu entstehender Online-Märkte

Herkömmlicher Weisheit zufolge wäre es eine geradezu absurde Idee, in gerade dieser Zeit, in der die Weltwirtschaft noch immer inmitten einer Rezession steckt, den Versuch zu unternehmen, am Weltmarkt ein neues Unternehmen zu gründen. In Wirklichkeit hat die wirtschaftliche Krise jedoch zahlreiche Gelegenheiten für kluge Unternehmer geschaffen, die fachliche, Geld einsparende Produkte oder Dienstleistungen anbieten, ganz besonders dann, wenn diese versuchen, in aufstrebende Märkte vorzudringen (wie zum Beispiel die BRIC-Staaten – Brasilien, Russland, Indien und China), und die wissen, wie sie das mit einem minimalen Risiko und Kostenaufwand erreichen.

Das Internet ist der Schlüssel, der aus eurem Heimbüro ein florierendes, multinationales Unternehmen macht. Haltet euch nur vor Augen, dass 1,8 Milliarden Internetnutzer online sind, von denen 78% nicht Englisch als Muttersprache sprechen (internetworldstats.com). Das ist ein riesiger Markt, und er wartet darauf, erobert zu werden, wenn man weiß, wie man das Internet zu seinem Vorteil nutzen kann.

Recherchieren

Der erste Schritt, um mit der eigenen Website ein weltweites Publikum zu erreichen, bedeutet recherchieren, recherchieren und nochmals recherchieren. Bevor man damit beginnt, ausländische Märkte gezielt anzusprechen, muss man feststellen, welche Auslandsmärkte überhaupt der Mühe wert sind, sich auf sie zu konzentrieren. Stellt eine Liste der Länder zusammen, in denen eurer Meinung nach eine Marktlücke für euer Produkt besteht. Anschließend seht euch die Websites und Online-Methoden eurer potenziellen Wettbewerber in diesem Markt an. Wo dies möglich ist, stellt ein paar Kontakte in jedem Land her, um durch sie Vor-Ort-Ratschläge zu erhalten, und besucht sogar selbst das jeweilige Land, um den dortigen Markt aus erster Hand kennenzulernen und potenzielle Kontaktpersonen sowie Kunden persönlich zu treffen.

Anschließend könnt ihr das anwenden, was ihr in jedem der unterschiedlichen Märkte über Kaufgewohnheiten, E-Commerce und Vorlieben in Bezug auf Website-Design gelernt habt, um lokalisierte Websites für jeden eurer ausländischen Zielmärkte zu gestalten, beispielsweise eine Website für Brasilien, eine für Russland, eine für China und eine für Indien.

Websites lokalisieren

Man muss mit seinen Kunden in Übersee in deren Sprache sprechen – Untersuchungen haben gezeigt, dass 85% der Verbraucher vom Kauf eines Produkts absehen, wenn sie die Informationen über dieses Produkt nicht in ihrer eigenen Muttersprache vorfinden (Common Sense Advisory, 2006).

Es reicht deshalb nicht aus, eine einzige Top Level Domain (TLD) in englischer Sprache einzurichten und dann die Option einer automatischen Übersetzung des Textes der einzelnen Seiten anzubieten. Solche Tools für Maschinenübersetzungen reichen vielleicht aus, wenn man lediglich den allgemeinen Hauptinhalt eines Textes verstehen will, aber wenn es um das Schreiben eines überzeugenden und glaubwürdigen Textes in einer Fremdsprache geht, sind sie nutzlos.

Aus diesem Grund ist es notwendig, nicht nur das Website-Design entsprechend der Ästhetik der Zielgruppe zu optimieren (Design, Farbe, Navigation), sondern den gesamten Text von einem Profi in dessen Muttersprache übersetzen zu lassen. So wird garantiert, dass peinliche Fehler oder Fehlübersetzungen vermieden werden, und dass sowohl Ton als auch Stil auf das Publikum zugeschnitten sind.

SEO lokalisieren

Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Leser eines SEO-Blogs gut über SEO-Methoden im Bilde sind. Einen Fehler begehen Online-Absatzexperten und Webdesigner jedoch häufig beim gezielten Ansprechen fremdsprachiger Märkte – sie recherchieren nicht ihre Keywords für jeden bestimmten Markt.

Ein englischer Ausdruck oder die direkte Übersetzung eines englischen Ausdrucks ist nicht immer die beste Lösung. Wer beispielsweise „weekend holidays“ auf dem französischsprachigen Markt verkaufen will, sollte für den französischsprachigen Teil Kanadas die direkte Übersetzung „fin de semaine“ für „weekend“ wählen, während die Franzosen selber den „Franglaise“-Begriff „le weekend“ verwenden.

Eine schnelle Suche mithilfe eines Keyword-Tools, wie dem von Google, zeigt die beliebtesten Keywords, die in irgendeinem Markt in Gebrauch sind – es kommt hierbei allerdings darauf an, dafür zu sorgen, dass man seine Suchbemühungen auf die im jeweiligen Markt am häufigsten verwendete Suchmaschine konzentriert. Während Google unangefochten für Englisch an erster Stelle steht, werden in vielen anderen Sprachen eigene beliebte Suchmaschinen-Äquivalente verwendet, so zum Beispiel Baidu in China und Yandex in Russland.

Online-Marketing lokalisieren

Der nächste Schritt liegt darin dafür zu sorgen, dass man im Online-Bereich des Zielmarktes gesehen und beachtet wird. Unter nicht englischsprachigen Websites herrscht ein weit geringerer Wettbewerb, was die Seiten-Rankings angeht, allein schon deshalb, weil es insgesamt weniger solcher Websites gibt. Mit etwas geschicktem Marketing kann man hier großartige Suchmaschinenergebnisse erzielen.

Der Einsatz von Pay-per-Click- (PPC-) Werbekampagnen bietet sich als preiswerte Vorgehensweise an, um geradewegs an die Spitze der Seiten-Rankings zu schnellen. Außerdem kann man ein Nominalbudget festlegen, wie zum Beispiel €10 pro Monat, und dann die kosteneffizienten Keywords und Suchmaschinen jeden Monat überprüfen.

Noch billiger kommt man davon, wenn man soziale Medien einsetzt – es kostet nichts, ein Konto auf Facebook, hi5, Ibibo in Indien oder Orkut in Brasilien zu eröffnen – und anschließend eine Fangemeinde von unten aufzubauen, direkt mit ihr zu kommunizieren und Feedback von seinen Kunden zu bekommen.

Weitere effektive – und kosteneffiziente – Tipps zum Online-Marketing umfassen den Aufbau von Beziehungen und das Verlinken auf Partner-Websites, seinen Namen durch das Schreiben und Veröffentlichen von Artikeln auf relevanten Medien-Websites im Austausch gegen Links und Postings in deren Foren und Kommentaren bekannt zu machen und dafür zu sorgen, die eigene Website regelmäßig mit frischem, relevantem Material aktuell zu halten um die Suchmaschinen-Bots anzuziehen.

Durch das Recherchieren in aufstrebenden Märkten, um Gelegenheiten und Marketing-Methoden zu entdecken, das anschließende Lokalisieren des eigenen Internet-Auftritts für jeden Markt und den Einsatz kluger, preiswerter Strategien des Online-Marketings kann man bei minimalem Risiko und Kostenaufwand international erfolgreich sein.

Über den Autor

Christian Arno ist der Gründer und Geschäftsführer des internationalen Übersetzungsunternehmens Lingo24, das auf vier Kontinenten tätig ist.

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