Die Welt ist ungerecht. Zumindest aus Sicht der Zeitungen und Zeitschriften-Verleger. Die Suchmaschine Google verlegt ihren Content und verdient auch noch Geld damit. Das ist nicht fair. Und weil nicht sein kann was nicht sein darf, rennt man gemeinsam zum Kartellamt und legt Beschwerde ein. Leider ist das auch so ziemlich das einzige, worin sich Zeitungen und Verlage einig sind. In Zeiten finanzieller Not greift man gerne nach einem Strohhalm, und wenn man es nicht alleine schafft, dann muss halt das Kartellamt gegen Google antreten.
Insgesamt sind es sogar drei Parteien die beim Bundeskartellamt Beschwerde eingereicht haben. Einmal die Verleger, dann die frischgebackene Microsoft-Tochter Ciao und zu guter Letzt auch noch der Kartendienst-Anbieter Euro-Cities. Was Ciao für ein Problem hat, habe ich selbst nach fünfmaligem Lesen der Nachrichten nicht verstanden. Bei Euro-Cities kann ich es verstehen, wer wird schon gerne vom Markt verdrängt, weil plötzlich einer wie Google daherkommt und die wertvollen Karten auf einmal für lau unters Volk schmeisst. Erinnert mich ein wenig an die Sache mit Urchin bzw Google Analytics, als Google eine ehemals 199 Dollar teure softe Ware auf einmal für Null Komma Nix Märker ins Web stellte und damit der Statistik- und Analyse-Branche schwere Verluste zugefügt haben dürfte. So richtig gesund für den Wettbewerb ist das sicher nicht.
Googles Macht ist an dieser Stelle schon erschreckend. Zumindest hier bei uns in Deutschland, wo Google quasi 90% des Suchmaschinen-Traffics für sich vereinnahmt. Wo Google Postfächer kostenlos und in GigaBytentischen Portionen verschenkt, wo Analytics für lau die halbe Welt protokolliert und kontrolliert. Wo Google schon heute kostenlose Handy-Betriebssysteme vertreibt, morgen vielleicht schon „Wlan für Alle“ anbietet und übermorgen die Handies & Webzugangsgeräte gleich auch noch dazu verschenkt. Vor ein paar Jahren hätte ich zu mir noch gesagt, „du spinnst, es hat doch keiner was zu verschenken“. Heute denke ich da anders drüber.
Nach so viel Abschweifung wird jetzt aber ein Rücksturz zur eigentlichen Thematik notwendig. Bei aller Vorsicht was die Marktmacht und Innovationsfreude von Big Brother Google angeht, die Forderungen der Verlage halte ich schlichtweg für einen Witz. Aus welchen Beweggründen auch immer das Internet von den Verlagen verschlafen wurde, wer jahrelang zu blöde war die Entwicklung im Web zu antizipieren, sollte jetzt nicht auch noch beleidigt tun, weil der große Bruder einem den Lolli nicht bezahlen will, den er einem tags zuvor geschenkt hat ;-)
Die Euro-City AG ist das überflüssigste Relikt der Steinzeit, das es gibt. Die sollen lieber heute als morgen zugrunde gehen. Grund für meinen Ärger:
Die haben fast 2000 EUR aus einem vergessenen Screenshot (150 x 150 px) im Impressum einer uralten Seite aus mir herausgepresst. Und nicht nur mir: in einer beispiellosen Abmahnwelle haben die tausende Webmaster ohne Gnade abgemahnt.
So, das musste mal raus: nieder mit Euro-City! Denn das Geschäftsmodell bei denen lautet seit Google-Maps: jeden abmahnen, den man in die Finger bekommt…
Bei Analytics gab es damals wirkliche massive Bedenken, aber im Endeffekt hat Google mit dem kostenlosen Analytics erst die Webanalyse Branche richtig ins Rollen gebracht. Dadurch wurde es in vielen Unternehmen erst Gesprächsthema und viele haben sich dann auch kostenpflichtige Lösungen gesucht, die noch besser auf sie abgestimmt werden können, bzw. aus Datenschutzgründen.
Was das eigentliche Thema des Posts angeht, da muss man ja nicht wirklich was zu sagen…
Nach Martins Story bin ich im Fall Euro-City AG tatsächlich schadenfroh :) Und was die ganzen Verlage angeht… Wie oft habe ich als freier Journalist Gespräche geführt und mich gefragt, ob manche Leute nicht doch noch in der Steinzeit leben. Allein kürzlich wieder: Ein kostenloses Print-Magazin aus meiner Region mit Super-Content, der für jede Ausgabe auf der Website erscheint und nach zwei oder drei Monaten wieder gelöscht wird. Welch verschenktes Potential…
Ciao hat noch nicht mal einen richtig eigenen Content, sondern nur Bewertungen von Verbrauchern, welche die auch auf anderen Plattformen verbreiten. Ich schätze mal eher, dass es daher mit der Produktsuche zu tun hat, denn da greift Google diese Anbieter mit der Gestaltung der Suchergebnisse an.
martin, so eine 2000 euro abmahn-nummer für die paar pixel an karte ist natürlich schon eine absolute härte. vielleicht gibt es ja doch eine höhere gerechtigkeit wo jeder das bekommt, was er verdient ;-)
Schöner Artikel, ja so ist das mit dem Wettbewerb. Das Internet und damit Google wird immer mehr als Selbstverständlichkeit in unser tägliches Leben eindringen. Ja ich habe auch die Vermutung das Google irgendwann die Handy´s verschenkt um die Reichweite der Werbemedien zu erhöhen. Das wird wahrscheinlich die nächste Evolutionsstufe des Internets sein.
Wer jetzt nicht vorne mitspielt, wird auf lange Sicht auf verlorenen Posten stehen. Ein gutes Buch zu diesen Entwicklungen ist aus meiner Sicht.
Free – Kostenlos: Geschäftsmodelle für die Herausforderungen des Internets
Auch die Entwicklungen im Bereich Tablet_PC und Kindl bei Amazon, zeigen einen deutlichen Weg auf.
guter beitrag weiter so! finde aber auch das google eigene seiten mehr pusht als andere…und drängen mit irgendwelchen tricks die heraus die sie für welches produkt auch immer nicht sehen wollen mit dumping…lasse noch einen netten gruß da seotroy
Ganz einfach: soll Google (News) einfach alle klagenden Verlage aus dem Index nehmen. Kein Problem.
Wahrscheinlich klagen die dann auf Aufnahme in den Index.