RSS-Kur gegen statischen Content

Im ersten Teil dieses Artikels habe ich sechs Möglichkeiten skizziert, Firmenhomepages auf Kurs 2.0 zu bringen; diese Fortsetzung steht nun ganz im Zeichen von RSS.
Linkziel, Linktext und umgebenden Text nutzen SEOs gern zur Optimierung und genau diese Informationen finden sich ohne jegliche Formatierungsvorschrift in RSS-Feeds wieder.
Kein SEO, der diese Flexibilität nicht für sich zu nutzen wüsste…

7. Tausendsassa RSS-Newsfeed

Eine naheliegende Anwendung von RSS ist der Newsfeed. Veröffentlichen Sie Teaser ihrer Newsletter- und Pressemeldungen, Website-Updates etc. auch im RSS-Format. Platzieren Sie das RSS-Icon in ihrem Haupttemplate, binden das RSS Meta-Tag ein und schon haben Sie einen zusätzlichen Online-Marketing Kanal mit CRM-Nutzen. Tragen Sie den Feed in RSS-/ Blog-Verzeichnisse ein und platzieren ihn bei Kooperationspartnern, sowie auf ihren Satellitenseiten – schon sollten Sie ihre Artikel schnell und passabel gelistet in Google finden.
Durch Archivierung der Feed-Meldungen realisieren Sie moderates Content-Wachstum für ihre Domain; durch eine OnPage Verwendung sorgen Sie für Aktualität und eine stärkere interne Verlinkung. Dabei bleibt es ihrer Kreativität überlassen, ob Sie Linktext und Titel in einen Marquee-Container parsen, um einen News-Ticker zu implementieren oder z.B. Titel und Description des aktuellsten Items als Top-Meldung auf ihrer Startseite ausgeben. Einmal eingerichtet, aktualisieren sich alle Instanzen automatisch sobald Sie eine neue Meldung veröffentlichen. Sie können Ihren Feed auch als iGoogle Gadget veröffentlichen und anderen Webmastern anbieten. Den Copy & Paste–Code des Gadgets sollten Sie für besseren SEO-Nutzen durch einen Quellenverweis in HTML ergänzen. Die besten SEO-Effekte erzielen Sie allerdings, wenn ihr RSS-Feed mit einer serverseitigen Technik eingebunden wird.

8. Manipulationen mit RSS-Feeds

Ein breit aufgestelltes RSS-System bietet ihnen gute Steuerungsmöglichkeiten für Besucherströme und SEO; für Letzteres sind die Effekte mit Fortlauf der Meldungen jedoch oft nur von kurzer Dauer. Es ist jedoch möglich, mit der Einbindung von konstanten, d.h. dauerhaft an einer Position des Feeds befindlichen, Items gegenzusteuern. Je nachdem, wie viele Items Sie und ihre Partner ausgeben, könnte es Sinn machen, z.B. an Position 10 ein Item „weitere Newsmeldungen“ mit Link zum RSS-Archiv dauerhaft zu platzieren, um externe Linkpower indirekt für alle Meldungen zu nutzen.
RSS-Verzeichnisse können ebenfalls zur Manipulation genutzt werden: Melden Sie eine Kopie ihrer XML-Datei an und warten auf die Aufnahme. Anschließend ersetzen Sie die Items durch eine, nach SEO-Maßstäben optimierte, Version und lassen den „Feed“ fortan unangetastet.

9. Letzte Änderungen als RSS

Einige CMS sind in der Lage, zuletzt geänderte Dokumente als RSS-Feed auszugeben (Beispiel: Typo3 Extension). Der erzeugte Feed eignet sich zwar nicht als Marketinginstrument; gegen eine Verwendung auf ihren Seiten als „Letzte Änderungen“ und der SEO-Motivierte Export des Feeds auf Satelliten spricht höchstens ein Zweifelhafter Nutzen für Besucher. Englischsprachigen RSS-Verzeichnissen kann man auch diesen Feed ganz gut unterjubeln. Besucher bringt das zwar nicht, aber eine beschleunigte Google-Indizierung und SEO-Effekte für alle neuen und geänderten Inhalte ist auch ganz praktisch.

10. Branchennews via RSS

Gibt es in ihrer Branche gute und unabhängige (Full-)Feeds? Dann können Sie ihrer Firmenhomepage relativ einfach einen News-Bereich spendieren. Wenn Sie diesen für google sichtbar, für ihre Besucher eher versteckt einbinden, können Sie mit fremden Content zusätzliche Besucher über Google generieren. Kürzen Sie die Meldungen und arrangieren die Items mehrere Quellen neu – dann umgehen Sie Duplicate Content Probleme. Sie sollten die originären Quellen zwar (nofollow) verlinken – sorgen Sie aber bewusst für „Streuverluste“ zugunsten ihrer eigenen Inhalte.
Auch RSS-Feeds und Pressemeldungen ihrer Wettbewerber können Sie für ihre Zwecke nutzen. Launchen Sie ein neutral gehaltenes Portal mit Branchen-News und weiteren attraktiven Fach-Inhalten (vgl. Punkt 4 in Sozialhilfe für ihre Firmenhomepage). Ein solches Portal lässt sich beispielsweise über Foren und die Blogosphäre bekannt machen und hat teilweise bessere Chancen auf freiwillig gesetzte, bzw. erbettelte Links als die News- und Pressebereiche der jeweiligen Firmen. Die Linkpower vererben Sie ihrem Hauptportal; der Wettbewerb bekommt Nofollow-Links. Einen Teil der Besucher können Sie über Banner abziehen, die Sie in beispielsweise in Rotation mit Affiliate-Bannern der Wettbewerber laufen lassen.

11. Mash-Ups mit RSS

Statt ausschließlich extern gepflegte Textinhalte für SEO zu verwenden, lassen sich RSS-Feeds (oder sonstige Inhalte mit API) in einigen Fällen dafür nutzen, eigene Inhalte in ihrer Attraktivität zu steigern oder thematisch zu erweitern. Überlegen Sie, wie ihre Datenbankinhalte in einem erweiterten Kontext besseren Nutzen für ihre Besucher bringen können.
Ein Beispiel: Die Wohnungsanzeigen einer Baugenossenschaft sind meist alphabetisch nach Stadteilen geordnet. Mit Hilfe von Satellitenfotos ließen sich die Anzeigen optisch attraktiver darstellen; durch einen Abgleich mit dem lokalen Mietenspiegel könnten besondere Schnäppchen markiert werden. Filtert man die Nachrichtenfeeds der Lokalpresse, könnte man den Nutzern individuelle Stadteilnachrichten anbieten. Qype liefert interessante Lokalitäten, Social-Communities oder Single-Börsen skizzieren die Nachbarschaft…

12. Fachbegriffe per RSS

Ein Lexikon / Glossar für Fachbegriffe haben nicht wenige Firmen auf ihren Seiten. Für gute Rankings fehlen jedoch oft die Deeplinks zu den Begriffen. Wenn Sie die Begriffe als Items in einem RSS-Feed zeitgesteuert rotieren lassen, können Sie auf ihren Satellitenseiten auch ohne Zugriff auf die Begriffsdatenbank Deeplinks erzeugen. Parsen Sie auf verschiedenen Seiten immer ein bestimmtes numerisches Element des Feeds; durch die Rotation haben Sie dann sogar ein neues Website-Feature: die „Begriffserklärung des Tages“. Durch das RSS-Format eröffnet sich für Sie wiederum die Chance auf zusätzliche Links und Besucher über Verzeichnisse, Blogsuchen etc.

Über den Autor

Gero Wenderholm ist seit 10 Jahren beruflich im Internet tätig. Zunächst als Programmierer und Webdesigner gestartet, beschäftigt er sich seit 5 Jahren auch eingehend mit Suchmaschinenoptimierung.
Dabei war er unter anderem Marketingleiter bei LCD Media und Online-Marketing Manager/ SEO-Consultant für Dr. Klein. Heute betreut der Diplom-Informatiker die B2C-Portale der Hypoport AG in Sachen SEO.

8 Gedanken zu „RSS-Kur gegen statischen Content“

  1. Pingback: News 23.03.08: Online-Marketing Trends |
  2. Macht Sinn allerdings nur, wenn

    a) sich der Inhalt häufiger ändert, also erneuert

    b) der Inhalt von Interesse ist (also nicht nur Werbung)

    c) man den Leser auf den Nutzen eines solchen „RSS-Abos“ hinweist und ihm am besten auch noch sagt, wie es geht (also Abo über Bloglines, Yahoo oder Google-Reader erklären)

    Wenn das erfüllt ist – eine super Möglichkeit den Besuchern einer Webseite sinnvollen Mehrwert zu bieten.

  3. Hallo Kirsten,

    Auf welchen Punkt beziehst Du dich mit deinem Kommentar? Was ich hier aufgezeigt habe sind vor allem Möglichkeiten, aus SEO Gründen mit RSS zu tricksen ohne das ein Nutzer überhaupt wissen muss, dass er einen Link nutzt, der aus einem RSS-Feed stammt. Wie man „News“ erzeugt ohne dass man News hat, ist Teil dieses Ansatzes…

    Dass RSS als News-Abonemment noch erklärungsbedürftig für viele Nutzer ist, ist sicher richtig. Worum es mir allerdings ging, ist klar zu machen, dass RSS viel mehr als das ist, z.B. Content-Management, SEO- und Marketing-Tool…

    Gruß
    Gero

    p.s. Du kannst über zookoda.com deinen Feed auch automatisch – z.b. bei 5 neuen Meldungen – als E-Mail Newsletter verschicken lassen. Finde ich auch ganz praktisch für kleinere Firmen, die noch keinen Newsletter haben…

  4. Für mein Empfinden doch recht eogzentrisch und eigennützig, diese SEO-Strategien.

    Da wird beispielsweise empfohlen, fremde Inhalte (RSS-Feeds) einzubinden. Als Dank an diejenigen, welche die Arbeit haben und wirklichen Unique Content erstellen (anstatt nur zu kürzen) dann „nofollow“?

  5. Hallo Gisela,

    Das ist ganz und gar nicht egozentrisch. Nicht nur, dass der Urheber der Meldungen SEO-nutzen durch die zusätzlichen Verlinkungen hat (natürlich kein nofollow), sondern auch die größere Reichweite für seine Meldungen sind ein Vorteil für den originären Autoren. Er besetzt auf diese Weise mit seiner Meldung u.U. auch mehrere Positionen in den Suchmaschinen und wird so über einen Umweg zusätliche Besucher generieren.

    Nimm doch mal Digg oder Social News Seiten als Beispiel. Wenn deine Meldungen dort auftauchen, profitierst Du von dem zusätlichen Traffic und der Betreiber des Dienstes von den „Streuverlusten“.

    Problematisch ist es hingegen nur, RSS Full-Feeds anzubieten. Dann könnte tatsächlich jemand kommen und deine Inhalte komplett verdrängen.

    Gruß
    Gero

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