Die SEO-Welt starrt gebannt auf die Entwicklung der Giganten unter den Suchmaschinen. Wie werden diese und somit unsere Art das Internet zu benutzen, in ein paar Jahren aussehen? Doch den Blick schweifen zu lassen, ist jedem Blick in die Glaskugel vorzuziehen.
Wie in anderen Gebieten spielt sich Innovation auch bei der Websuche oft abseits der Großen der Branche ab. Es ist schließlich nichts Neues, dass Firmen wie Microsoft bei ihren Hauptprodukten essentielle Mengen an Methoden und Technologien von kleineren Firmen abschauten oder einkauften. Bei Suchmaschinen wie Google ist dies nicht viel anders, abgesehen u.a. von der Idee des PageRank-Konzepts, um welche herum die wirtschaftliche und technologische Körpermasse der Suchmaschine in einem Prozess zahlreicher Einverleibungen stetig anwuchs. Die Technologien von Produkten und Firmen, die zunächst „DoubleClick“, „BumpTop“, „Metaweb“ oder „LabPixies“ heißen bzw. hießen und kaum ein Durchschnittssurfer kannte, werden Teil von Google, um als neue Features in der Suchmaschine oder einem ihrer Nebenprodukte zu landen. Auch bei Bing geschieht nichts anderes, wenn es Teile von Wolfram Alpha einbindet.
Erfahrene Beobachter wagen deshalb des Öfteren Voraussagen über das zukünftige Aussehen von Google und anderen Suchmaschinen, sobald das innovative Produkt eines kleinen Startups oder ein vielversprechender Webdienst am Horizont auftaucht, soweit das betreffende Konzept eine Aufwertung der Websuche bedeuten würde. Für viele ist es beispielsweise nur eine Frage der Zeit, dass die Rückwärts-Bildersuche „TinEye“ über kurz oder lang von Google kopiert oder eingekauft wird.
Andere Dienste, wie beispielsweise „eyeplorer“, die laut eigener Benennung „grafische Wissensmaschine“, bieten wenn nicht einen Blick in die Zukunft von Google, so doch einen Entwurf dafür, wie Informationssuche im Web auch aussehen könnte. Mindestens ebenso einen Entwurf bietet „alernia“, eine neue Erfindung aus dem deutschsprachigen Raum und vor kurzem für die SuMa Awards 2010 nominiert. Dieser kostenlose Webdienst steckt eigenen Angaben zufolge noch in der Alpha-Phase, kann aber bereits jetzt ausprobiert werden und bietet eine interessante alternative Methode der webbasierten Informationssuche. Im Wesentlichen besteht diese in einer Applikation, die mit möglichst viel tastaturbasiertem Komfort in einem einzigen Eingabefeld eine enorme Anzahl von Suchmaschinen, Lexika und anderer Quellen – darunter Menschen – zur freien Auswahl zur Verfügung stellt und dabei zugleich als virtueller Browser und Anonymizer dient. Dies funktioniert schon recht gut, womit „alernia“ die Phantasien all jener anregen dürfte, die sich mit der Zukunft der Bedienung von Suchmaschinen beschäftigen.
Während die Welt also gebannt auf den Kampf der Giganten der Suchmaschinenwelt – Baidu, Bing, Google und Yahoo – starrt, ist es immer wieder mal lohnenswert, den Blick schweifen zu lassen, denn nicht selten fällt dieser dann möglicherweise auf einen Schatten aus der Zukunft oder doch zumindest auf die eine oder andere Blume am Wegesrand.
[Gastautor Mohamed Aharrou]
TinEye kannte ich noch nicht. Ist interessant, aber noch bin ich unschlüssig ob und wie ich das nutzen würde und sollte. Mal schauen was noch so alles kommt, die Glaskugel ist sehr trüb. :)
Interessanter Artikel, danke dafür. Was letztendlich wirklich kommt kann man aber wohl leider nicht voraus sagen – das macht die Suchmaschinenoptimierung auch in Zukunft interessant ;)