Rezension: Werkzeuge fürs Web

Normalerweise versuche ich den Begriff „Webworker“ zu vermeiden, da er so beliebig und unpräzise ist. Das Buch „Werkzeuge fürs Web“ von Vladimir Simovic und Thordis Bonfranchi-Simovic wendet sich jedoch an eine Zielgruppe, die sich mit genau diesem Begriff zusammenfassen lässt – der Untertitel lautet nämlich „Nützliche Tools für Webdesigner, Webentwickler, Blogger und Online-Redakteure“. Die meisten der 70 vorgestellten Tools sind kostenlos; andere kosten etwas, jedoch nie mehr als 100€, womit auch schon klar ist, dass Photoshop & Co. allein aus diesem Grund keine Erwähnung finden.

Das Buch ist in drei Kapitel unterteilt. Das erste Kapitel wendet sich an die eher technisch orientierten Webentwickler und -designer, das zweite an Blogger und Redakteure und das dritte Kapitel ist mit „Weitere Tools fürs Webworking“ überschrieben, worunter zum Beispiel Suchmaschinen-Tools oder Werkzeuge zur Kooperation in Teams fallen. Am Ende steht ein Sonderteil „Linux für Webworker“ von Gastautor Peter Kröner.

Zum Glück sind die Tage der langweiligen, grauen Fachbücher längst vorbei und so kommt „Werkzeuge fürs Web“ komplett in Farbe und mit ansprechend lockerem Schreibstil daher. Die kurzen Texte und kleinen Screenshots machen die Kapitel zu leicht bekömmlichen Snacks für Zwischendurch, die sich mit wenig Zeitaufwand ohne Vorwissen lesen lassen.

Das Werk erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, was sich bei einem solchen Thema ohnehin schwierig gestalten würde, da die vorgestellten Tools natürlich ständig weiterentwickelt werden.

Für Einsteiger bietet „Werkzeuge fürs Web“ einen guten Überblick; ist man aber schon ein wenig länger im Geschäft, kennt man die meisten Tools und erfährt auch wenig Neues. So erhoffte ich mir, etwas mehr über den Google Reader oder alternative Feedreader zu erfahren, merkte jedoch sofort, dass das nicht der Anspruch des Buches ist. Statt tief in die Materie einzudringen, bietet das Buch wie gesagt einen Blick von weiter weg und wird den bekanntesten Webworker-Tools durch eine neutrale, informierende Haltung gleichermaßen gerecht. Statt meine Kenntnisse über die mir bisher bekannten Tools zu vertiefen, stieß ich auf neue, unbekannte Werkzeuge, die vielversprechend dargestellt werden.

Auf den letzten Seiten findet sich der spannende Teil „Linux für Webworker“. Während sich das gesamte Buch entweder auf Webapplikationen oder auf Software, die vornehmlich für Windows entwickelt wurde, konzentriert, werden hier Tools vorgestellt, die in erster Linie unter Linux laufen. Peter Kröner stellt sehr schön dar, warum jeder Webentwickler mindestens ein bisschen Ahnung von diesem Betriebssystem haben sollte. So erklärt er, dass man bei der Arbeit mit Linux lernt, wie eine Serverinfrastruktur wirklich funktioniert

Natürlich gibt es Leute, die solche Server im Schlaf bedienen können. Aber früher oder später wird jeder Webworker den Tag erleben, an dem sich der Administrator übers Wochenende im Lokus einschließt und der in einem Rechenzentrum in Norwegen stehende Server eines wichtigen Kunden mitten in der Nacht eine kleine, aber wichtige Konfigurationsänderung benötigt. Wenn man sich dann einloggt und nach dem Laufwerk C sucht oder sich fragt, was „Root“ und „Sudo“ sind, ist das natürlich ärgerlich.

Man kann es nicht oft genug sagen: das Buch wendet sich an Einsteiger und bietet einen guten Überblick. Das macht es sehr gut, während erfahrene Webworker mit großer Erwartungshaltung eher enttäuscht sein werden. Allein der Klappentext („Haben Sie gerade Ihre erste Website erstellt?“) sollte aber verhindern, dass derlei Erwartungen überhaupt aufgebaut werden.

Markus Schlegel arbeitet als freier Webdesigner und bloggt über Web- und Icondesign, Typografie und Usability.

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