Im Rahmen der Aktion Bücher Rezension 2.0 erhielt ich vor wenigen Tagen ein Exemplar des Buches Geld 2.0 – Geld verdienen im Web 2.0. Natürlich erfülle ich nun gerne meinen Teil der experimentellen Vereinbarung, indem ich euch an dieser Stelle eine Rezension des 320 Seiten starken Schmökers liefere.
Zunächst fiel mein Blick auf die Rückseite des Buchumschlags. Mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis erwartete ich die typischen Slogans, die Büchern zu diesem Thema anscheinend grundsätzlich zu eigen sind. Doch die befürchteten Versprechen der Art »Werden Sie reich in nur 14 Tagen!« oder »Nie mehr arbeiten!« suchte ich vergeblich – lediglich die Möglichkeit eines beträchtlichen Nebenverdienstes wird eingeräumt. Ergänzt wird die kurze Beschreibung um diverse Meinungen zum Buch, doch auch hier blieben die häufig zu sehenden Nebelkerzen á la »Kevin, 8 Jahre: Seitdem ich dieses Buch gelesen habe, versorge ich meine Familie im Alleingang.« aus. Stattdessen empfehlen Experten aus Wirtschaft, Lehre und Verlagswesen das im Übrigen optischen nett aufgemachte Werk.
Spätestens mit Blick auf die Autoren des Buches wurde die anfängliche Skepsis nach und nach durch eine steigende Erwartungshaltung abgelöst. Niemand anderes als Vladimir Simovic, vielen Bloggern besser bekannt von Peruns Weblog, und Christopher Meil, Mitautor des Testland-Blogs, zeichnen sich für Geld 2.0 verantwortlich. War es tatsächlich möglich, dass ich ein ernsthaftes, seriöses und brauchbares Buch zum Thema Geld verdienen im Web 2.0 in der Hand hielt? Diese Frage konnte mir der Umschlag natürlich nicht beantworten, also knibbelte ich die Folie vom Buch und begann mit der Lektüre.
Der Inhalt ist grob in drei große Themenbereiche unterteilt: Zunächst beschäftigt es sich im umfangreichsten ersten Teil nach einigen grundlegenden Informationen zum Thema mit klassischen Partnerprogrammen, insbesondere mit Google AdSense, dem Amazon-Partnerprogramm, share it! und Textlinkwerbung. Anschließend widmet sich der zweite Teil der Selbstvermarktung in den Bereichen Direktwerbung, Sponsoring und Spendenakquise, ergänzt um ein buntes Potpourri aus Praxisstimmen in Interviewform und abgerundet durch einige Optimierungstipps für einen guten Start mit dem eigenen Projekt. Im abschließenden Anhang findet der Leser nochmal eine Zusammenfassung der wichtigsten vorgestellten Partnerprogramme in einer Anwendungsmatrix, eine Sammlung von brauchbaren Softwaretipps und schließlich den obligatorischen Glossar und einen Index.
Die optischen Aufmachung der einzelnen Kapitel steht dem Umschlag in nichts nach. Saubere Trennungen, große Screenshots mit Randbemerkungen und viele Fußnoten als Quellenverweise machen das Buch ansprechend und erlauben die schnelle, weitere Recherche. Einziger Wermutstropfen: Zwar ist die Schrift angemessen groß, aber wieso in einem gedruckten Buch auf eine serifenlose Schriftart zurückgegriffen wird, erscheint mir weniger klar. Dank der Schriftgröße fällt dies aber glücklicherweise weniger ins Gewicht.
Recht auffällig ist auch der Schreibstil. An der häufig lockeren Formulierung merkt man sehr gut, dass hier Blogger am Werk waren. Sicherlich eine Geschmacksfrage, aber mit Blick auf das Thema passend gewählt. Mir persönlich hat es sehr gut gefallen, da das teilweise trockene Thema so einen unterhaltsamen Touch bekommt. Außerdem – wann ließ man in einem Marketingbuch z.B. über Tante Guugel?
Doch das Wichtigste ist natürlich der Inhalt selbst. Es wird eine sehr große Vielfalt von Verdienstmöglichkeiten aufgezählt, viele sogar mit ausführlichen Anleitungen von der Anmeldung bis zur Generierung der Werbeanzeigen. Hinzu kommt, dass die Autoren nicht müde werden, den Leser auch mit den Problemen vertraut zu machen. Mag man als Leser, der mit der Thematik vertraut ist, beim x-ten Verweis auf die Notwendigkeit von Expertenrat, also insbesondere von Steuerberater und Rechtsanwalt, mit den Augen rollen, so handelt es sich hier um für Einsteiger enorm wichtige Hinweise. Wie schnell die ursprüngliche Freude über den zu erwartenden Nebenverdienst in Ärger mit Abmahnungen und Finanzbehörden umschlagen kann, haben schon zu viele Webmaster in den weiten des Netzes erleben müssen. Sehr schön ist auch, dass die Autoren nicht mit Zusatzinformationen geizen, sei es ein Blick auf eine Heatmap in Bezug auf die Wahrnehmung der Google-Anzeigen oder die Präsentation einer von Robert Basic durchgeführten Umfrage zu monatlichen Blogeinnahmen. Die natürlich zu jedem Thema unvermeidbare Frage, wieviel man denn jetzt mit der jeweiligen Methode einnehmen kann, wird jeweils geschickt mit eigenen Erfahrungswerten beantwortet. Wem dies nicht ausreicht, findet noch viele Informationen im Interviewbereich, der Stimmen von einem Rechtsanwalt bis hin zu Erfahrungsberichten erfolgreicher Webmaster sammelt.
Dennoch gibt es ein paar inhaltliche Stolpersteine, die beim Lesen auffallen, aber den guten Gesamteindruck nicht gefährden. Als Beispiel möchte ich hier ein Detail aus der Einleitung zu Textlinks nennen: Zunächst wird erwähnt, dass Links oft durch irgendwelche Attribute (rel="nofollow") geschändet und kastriert werden, um direkt im nächsten Satz mit einem Beispiel zu zeigen, wie ein vollwertiger (X)HTML-Link denn aussehe. Inhaltlich natürlich alles richtig, aber jemandem, dem man einen "typischen Link" erstmal zeigen muss, wird dann der Satz über rel="nofollow" vermutlich überhaupt nichts sagen. Andersherum wäre hingegen die Präsentation des HTML-Schnipsels überflüssig oder sollte zumindest noch um Informationen zu alt="" und title="" ergänzt werden. Ich sehe schon die ersten Webmaster alt, title & Co. entfernen, weil der Link ja nicht durch irgendwelche Attribute "geschändet" werden soll.
Grundsätzlich würde ich dem Buch das Prädikat "empfehlenswert" anheften, möchte dies aber noch klar nach Zielgruppen unterscheiden, denn es handelt sich um ein Buch für Einsteiger in die Thematik. Jemand, der sich bereits ein bisschen besser auskennt, wird zwar noch ein paar wertvolle Tipps finden, die aber wohl nicht den Preis von 29,95€ rechtfertigen. Ich nehme mich selbst als Beispiel: Hätte ich dieses Buch vor einem Jahr in den Händen gehalten, wäre es garantiert mein ständiger Begleiter in der Welt des Geld 2.0 gewesen. Ich hatte es aber nicht, und so konnte ich heute zwar ein paar sinnvolle Informationen finden, hätte mich aber über den Kaufpreis geärgert.
Deswegen meine abschließende Beurteilung: Eine Pflichtlektüre für Einsteiger. Interessenten, die schon ein paar Erfahrungen sammeln konnten, sollten aber zumindest im Buchhandel erst einen prüfenden Blick über die Themen werfen. Fortgeschrittene und Profis sind aber leider zu spät dran, um noch wirklichen Nutzen aus diesem Buch zu ziehen.
Eine kleine Anmerkung: Schade ist, dass die im Buch erwähnte Webseite zum Buch momentan nicht wirklich mehr Inhalt als die Buchrückseite bietet. Zwar findet sich ein Verweis darauf, dass es sich nur um eine Übergangsseite handele, aber zumindest etwas "Basisinhalt" wäre schön gewesen. Der im Buch empfohlene Amazon Linkgenerator findet sich übrigens bis dahin hier, was aber im Anhang des Buches auch erwähnt wird.
Der Rezensent: André Bräkling studiert Technik-Kommunikation an der RWTH Aachen. Nebenberuflich arbeitet er als Webentwickler und betreut als Selbständiger zudem einige eigene Projekte, insbesondere sein Blog Braekling.de.
2 Gedanken zu „Geld 2.0 – Geld verdienen im Web 2.0“