Yiggs Rücksturz zur Erde

Vor 4 Wochen hat es im Google Index ordentlich gekracht, ein paar schwergewichtige Webseiten, mit Millionen von Unterseiten im Google Index, haben weiche Beine bekommen und den Rücksturz zur Erde angetreten. Den Auftakt machten Chip und Netzwelt mit ihren suchfreudigen Subdomains, ein paar Tage später folgte YiGG. Während man über den Abflug der Subdomains nicht großartig zu spekulieren braucht, Google konnte ausgekippte Suchseiten noch nie gut leiden, scheint die Sache bei YiGG (blaue Kurve) komplizierter.

Sichtbarkeitsindex der Sistrix Toolbox: suche.netzwelt.de, suche.chip.de und yigg.de

Einen eindeutigen Grund kann ich zur Zeit nicht sehen. Vielleicht hat sich Yigg ein paar Experimente erlaubt, die nicht so richtig gelungen sind. Nach dem missratenen Relaunch vor 1,5 Jahren ist das auf jeden Fall der zweite herbe Rückschlag für das Portal. Dass dieser Erdrutsch bei Yigg auch deutliche Einbußen bei den Besucherzahlen nach sich zieht, dürfte niemanden verwundern.

Ob es sich hier, wie vom Seonauten behauptet, um eine Google-Penalty handelt oder um eine unglückliche Verkettung technischer Missgeschicke, darüber kann man jetzt streiten. Der Begriff Penalty selber ist ja schon diskussionswürdig. Bei den oben erwähnten Pseudo-Suchseiten von Chip und Netzwelt würde ich von einer manuellen Penalty ausgehen und darauf wetten, dass da jemand von Googles Spamtruppe auf den roten Knopf gedrückt hat. Bei Yigg ist die Sache weniger offensichtlich.

Was könnten die Gründe für solch einen krassen Einbruch sein? An eine Strafe wegen Linkverkaufs mag ich nicht glauben, da wäre eher der PageRank mal schnell degradiert worden. Alles weitere ist jetzt aber Spekulation. Ich weiss nicht, was Yigg in den letzten Wochen schon an seinen Seiten geschraubt hat. Mir persönlich missfällt ja dieses Pseudo-Seitenhijacken mit der Yigg-Toolbar. Alleine dafür würde ich die rauskicken, sozusagen als erzieherische Maßnahme ;-) Doch eigentlich scheint die Toolbar sauber zu sein, sie wird via robots.txt aus dem Suchmaschinen-Index rausgehalten. (Frage, war das schon immer so?).

Meist sind es ja Probleme mit DC (Duplicate Content), die große Seiten ins Nirvana schicken. Was auffällt sind einige https-Seiten, die es in den Google Index geschafft haben. Auch die Inhalte. welche unter upcoming.yigg.de rumliegen könnten als DC-Kandidaten gelten. Dann kippen viele Experten ihre Pressemitteilung auch auf Yigg ab, und wenn ich mir dann noch anschaue, wieviele Schlagwörter Yigg bei solch einem an und für sich schon recht überflüssigen Pressebeitrag zulässt, so wird mir leicht schwindelig. 60+ Schlagwörter müssen nicht sein. Generell würde ich nicht mehr als 6-10 Schlagwörter erlauben um solchen Auswüchsen entgegen zu wirken.

Neben den inflationären Schlagwörtern frage ich mich auch schon seit langem, wer braucht eigentlich diese merkwürdigen Gruppen? Die Seiten selber bestehen aus ein paar Links, wenig Text und ihren Mitgliedern. Ziemlich dünn, wenn ihr mich fragt. Nicht wirklich eine Offenbarung was den Content angeht. Wie fast alles was die Yigg Inhalte betrifft. Ich würde schon beim Einstellen der Artikel eine gewisse Mindestmenge an Text erzwingen. Yigg ist ja nicht Twitter :) Hoppla, gerade kippt jemand seinen halben Online Shop bei Yigg aus. Das ist natürlich ein Problem, die lieben Spammer. Da müsste auch mehr getan werden, damit solchen Experten das Handwerk gelegt wird.

Wie auch immer, es gibt halt einige Macken und Mängel bei Yigg, die der Plattform seotechnisch nicht zum Vorteil gereichen. Neben der Technik ist dann da noch der menschliche Aspekt. Man muss schon geben können, damit andere auch etwas geben. Den Seos die Follow Links, den Webmastern den Direkteinsprung ohne Toolbar, der Blogosphäre ein Yigg-Blog, das nicht nur yiggzentrisch spricht, sondern auch mit der Außenwelt kommuniziert, den Usern mehr Komfort und weniger Spam und Werbung – und den Suchmaschinen mehr unique und weniger doppelten Content. Dann klappt es am Ende auch wieder mit dem Nachbarn im Web, mit Google.

Update: Gretus via Twitter: „Zu viele Toolbars, Popups, Werbung usw. Die Seite hat momentan so einfach 0 Mehrwert #yigg

Da ist viel Wahres dran. Das Popup nervt, auf die Video-Werbung bin ich schon mehr als einmal reingefallen, weil ich annahm es gehöre zum Top-Artikel. Und die Toolbar brauche ich auch nicht, die behindert mehr als dass sie hilft. Und wo wir hier schon die ganze Zeit über Yigg reden, eigentlich müßte ich den Artikel jetzt noch bei Yigg einstellen. Aber das ist mir zu blöd. Seos sind dort ja eh nicht willkommen.

14 Gedanken zu „Yiggs Rücksturz zur Erde“

  1. Yigg fand ich schon seit dem Relaunch nur noch doof.

    Speziell um die Suchseiten von Chip ist es auch nicht im Geringsten schade. Die sind mir als Nutzerin in letzter Zeit häufig übel aufgestoßen:
    Ich möchte was wissen bzw. ein Problem lösen, erhoffe mir vom Namen chip.de Kompetenz (oder zumindest eine kompetente Userbasis) und lande dann auf einer Seite mit Links, von denen für sich genommen keiner weiter hilft. Also richtig so. solche Seiten auf den ersten Suchergebnisseiten sind überflüssig wie ein Kropf, jetzt fehlt eigentlich nur noch der lachende Chinese.

  2. Denke nicht, dass der Grund Macken oder technische Probleme waren ;-) Wie in den meisten Fällen ist vermutlich eher die Gier der Grund, die Betreiber mit „starken“ Seiten auf hinterfragungswürdige Geschäftsmodelle abdriften lassen. Und ich denke, da wird es möglicherweise bald noch mehr erwischen. Der Kardinalfehler ist wohl zu glauben, dass Google gaaaaanz weit weg in Mountain View sitzt und wenig Ahnung hat, was hier in D so im Hintergrund abläuft. Dieser Eindruck ist nach meiner Meinung definitiv falsch. Und wenn die Räder irgendwann groß genug werden (siehe Gier), die da gedreht werden, kracht es halt. War schon immer so und wird sicher auch immer so bleiben. In den Zwischenräumen versucht man, mit vermeintlichen Killer-Geschäftsmodellen reich zu werden. Es scheint, dass man aus der Beobachtung bisheriger (ähnlicher) Ereignise einfach nichts lernen kann oder will. Schade eigentlich.

  3. Da kann ich mich Mario nur anschließen: Ein technisch bedingter Absturz sieht meist anders aus; der ist langsamer oder geht selten komplett auf Null zurück. Natürlich kann eine technische Ursache auch die Sichtbarkeit auf Null drücken – dann aber ist die Ursache eigentlich immer deutlich zu erkennen.
    Ich glaube deshalb auch viel mehr daran, dass hier eine Reißleine gezogen wurde. Sekundäre Content-Verwerter stehen immer unter besonderer Beobachtung. Wenn dann irgendwann der Mehrwert für den Nutzer zu gering wird, macht’s plopp.

  4. @mario und stefan – ja, der absturz sieht stark nach knopfdruck aus. ich habe mir die seite leider nicht zeitnah angesehen, ich denke da wäre mir sicher irgendwas „böses“ aufgefallen. das was man heute sieht, das reicht als erklärung für einen solchen absturz auf jeden fall nicht aus. gibt halt viele macken und mängel, aber das ist ja auch nichts neues..

    die jungs von yigg hatten jetzt aber auch schon genügend zeit um mögliche böse ursachen abzustellen. wenn das mittlerweile noch nicht passiert wäre, dann bräuchten die gar nicht mehr weiter im web rumwirbeln wollen :)

  5. Bin auch der Meinung das der Absturz manuell geschehen ist, dafür sprechen einfach viel zu viele Punkte hierfür. Mich wunderts einfach nur warum Yigg nix dagegen unternommen hat oder war der Relaunch Google etwa auch nicht recht? Fragen über Fragen die warscheinlich uns nur Yigg sagen könnte und Google mit sicherheit weiß.

  6. Pingback: Tweets die Yiggs Rücksturz zur Erde - SEO.de erwähnt -- Topsy.com
  7. Also diese Suchergebnisseiten von chip.de, darüber bin ich auch froh dass diese weg sind. Bin bei meinen Recherchen immer wieder über gut gerankte Links gestolpert, hab geklickt und immer musste ich diese Seiten verlassen weil nichts brauchbares dabei war.

    Yigg selbst hat leider einiges falsch gemacht und teils mit Werbung sicher übertriegen. Ob Yigg nochmals auf die Beine kommt?

  8. Ich muss E-Fee recht geben – die Suchergebnisseiten von Chip waren wirklich lästig. Das ist ein typischer Fall von für den Suchmaschinenuser unvorteilhaftem SEO. Denn da wurden Seiten kreiert und gepusht, die keinen wirklichen Nutzen hatten und die SERPS verschlechterten.

    Die Klippen im Sichtbarkeitsindex sind aber dann auch wirklich beeindruckend :)

  9. Heute hat ein Kunde gesagt „Mister Wong nervt mich total beim Suchen: gehst rein, findest nichts.“ Ob Mister Wong auch bald den roten Knopf kriegt? Werbe-Blocks (ok, Google-Anzeigen) und Linklisten mit Null-Mehrwert. Würde nicht fehlen, leider. Potential (Platz 6 der Top-1000 nach SEOlytics heute) ist da, aber Gier auch. Und die Umfragen. Sollten sie mal lieber ein Blog machen, so wie Johannes sagt -> Interaktion ist im Netz angesagt. Viele haben das (noch) nicht verstanden.
    Chip mit seinen teilweise alten Artikeln (2007) und auf Yigg war ich Monate nicht mehr drauf. SO können die wegen mir alle draussen bleiben…

  10. Danke Gerald für den informativen und insbesondere zum Ende amüsanten Beitrag. :-)
    Ich denke, die Ursache liegt allein daran, dass Yigg gar keine eigenen Inhalte hat. Die einzige Rechtfertigung für ein Ranking wäre demnach vielleicht noch das vielzitierte „usefull“. Und in dem Bereich zeigt die Tendenz klar in die falsche Richtung. Das wird wohl auch der ein oder andere Quality Rater bei Google so gesehen haben. Daher der Abfall. Wer vermisst auch Yigg in den Serps? Ergo…

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