Seo Jones und der goldene Link

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Das Büro von Seo Jones sah aus wie immer. Überall im Zimmer lagen Notizen. Mit Karteikarten versehene Links aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte verstaubten in den Regalen und auf dem Schreibtisch stapelte sich die Post der vergangenen zwei Wochen. Der Professor für Linkologie war wieder einmal auf Reisen gewesen. Er hatte in den Katakomben Washingtons nach den letzten US-gov-Links gesucht und einige retten können. Nach seiner ersten Vorlesung an diesem Vormittag zu den Linkstrukturen der medi-adonischen Epoche machte er es sich bequem. Die Füße auf den Tisch gelegt, wollte er gerade in sein Brötchen mit zwei Zentimeter Nuss-Nougat-Creme beißen, als seine Assistentin, Anna Lytics, in den Raum stürmte. „Mr. Jones, hier ist ein Telegramm von Ihrem Vater, Sem Jones.“ Der Professor wäre vor Schreck fast vom Stuhl gefallen. „Können Sie nicht anklopfen“, knurrte Seo die junge Frau an und wischte sich die braune Creme von der Wange. Mit dem Telegramm machte er kurzen Prozess und riss es einfach auf. „Habe die entscheidende Spur – stopp – bin in Gefahr – stopp – alle Infos im braunen Umschlag – stopp – Papa.“ Der Professor verdrehte die Augen. „Der und sein goldener Link, das geht mir sowas von auf den Sa…“. Bevor er den Satz vollendete, korrigierte Seo Jones sich, „auf den Geist“. Anna Lytics schien verwirrt. „Was ist der goldene Link?“

Auf diese Frage hatte der Linkologe zwar nicht gerade gewartet, aber er antwortet. „Der goldene Link ist ein Mythos. Mit ihm soll man die Welt beherrschen und sich an die Spitze aller Rankings setzen können. Wenn selbst Typen wie Ernst von Dönecken ganze Bücher darüber schreiben und erklären, der goldene Link sei vom Planeten Googleos auf die Erde gebracht worden und hätte die erste Hochkultur geprägt, kann das nur Mumpitz sein. Jedenfalls suchen Forscher seit Generationen nach diesem Link. Selbst Seo, der Söldner, dem ich meinen Vornamen zu verdanken habe, soll ein Link-Jäger gewesen sein.“ Während Seo Jones erzählte, wühlte er auf seinem Schreibtisch. „War bei dem Telegramm ein Brief? Hier steht was von braunem Umschlag.“ Anna Lytics schüttelte den Kopf. „Nee, die Post von heute liegt schon auf Ihrem Tisch.“ Innerhalb von wenigen Minuten flog Umschlag für Umschlag in die Ecke, bis ein altes, abgewetztes Kuvert zum Vorschein kam. „Da haben wir es.“ Seo öffnete den Umschlag und hielt die alte Kladde seines Vaters in Händen. „Hier hat er alles notiert, was er zum goldenen Link weiß. Dann muss wirklich was passiert sein“. Jones blätterte in den letzten Einträgen und rief seiner Assistentin, die schon wieder im Vorzimmer saß, zu: „Buchen Sie mir einen Flug nach Mittelamerika.“

36 Stunden später hockte Seo Jones in einer Bar in einem Dorf, dessen Namen man auf keiner Landkarte finden würde. Hier wartete er bei einem lauwarmen Bier auf seinen Bekannten, Mini Vip. Der schnauzbärtige Mann hatte einen siebten Sinn für Links und war dem Professor schon mehrmals hilfreich zur Hand gegangen. „Hallo Seo“, schallte es vom Eingang. Jones drehte sich um und sah Mini, mit einem roten T-Shirt und einer Kamera um den Hals. „Du kannst es auch nicht lassen, was? Immer den Finger auf dem Auslöser.“ Seo freute sich, seinen alten Kameraden wieder zu sehen, kam aber gleich zur Sache. „Hast Du was von meinem Vater gehört?“ Mini setzte sich hin, lehnte sich zu Seo herüber und flüsterte: „Er war hier, in Begleitung von Linkwoman. Kurz nach den beiden kamen dunkle Gestalten in die Stadt.“ Mini Vip drehte sich um, als hätte er Angst, ein Fremder könnte seinen Worten lauschen. „Der chinesische Kreis mit dem Namen „Die blaue Pille“, russische Linkhändler und das Casino-Kartell haben Sem und die Frau verfolgt. Ich glaube die Russen halten die beiden in ihrem Versteck gefangen.“

In der Nacht erreichten Seo und Mini die Festung der Linkhändler. Sie schafften es, über die Mauer auf das Gelände zu gelangen und von dort durch ein Kellerfenster in das Haus. Viel Zeit blieb ihnen nicht. Lange suchen mussten sie ohnehin nicht. Das laute Schnarchen von Sem Jones führte sie direkt zum Gefängnis. Während Seos Vater in Ruhe schlief, bekam Linkwoman kein Auge zu. Sie waren mit Ketten an die Wand gefesselt. Ein paar gezielte Schläge mit dem stabilen Fotostativ von Mini Vip lösten die Steine um die Verankerung. Den Rest erledigten ein schwerer Hammer und eine Metallsäge, die sie in der Werkstatt fanden. „Junior, wir müssen uns beeilen. Sonst holen sich die Russen den goldenen Link und alles ändert sich.“ Seo Jones verdrehte die Augen. „Ich heiße Seo, Vater, nicht Junior. Merk‘ Dir das.“ Doch Sem hörte gar nicht zu, sondern zog seinen Sohn hinter sich her.

Zwei Tagesmärsche waren sie unterwegs, als sie vor einer Höhle ankamen. Von den Russen war nichts zu sehen. „Denen habe ich den falschen Weg genannt“, lachte Sem Jones. In dem Moment sprang ein junger Bursche vor die Höhle. „Du kommst hier net rein“, sagte er und zeigte stolz sein Steinschlossgewehr. „Wieso sprichst Du unsere Sprache?“ Seo wunderte sich über das Auftreten des Mannes. „Meine Eltern haben mich in Deutschland studieren lassen. Da habe ich als Türsteher mein Geld verdient. Kommst trotzdem nicht hier rein.“ Angesäuert holte Seo Jones aus und schlug dem Wächter voll auf die Zwölf. „So viel zu Türsteher und Du kommst hier net rein, Du Pfeife.“ Die Gruppe um Sem und Seo wagte den Einstieg in die Höhle.

Mit Taschenlampen sorgten sie für ein wenig Licht. Sieben Spamfallen, die zentnerweise Steine hätten in die Gänge fallen lassen, mussten sie umgehen, bis sie vor einer Tür standen. Gesichert war sie mit einem Schloss, bei dem Symbole in die richtige Reihenfolge gebracht werden müssen. „Hast Du meine Kladde Junior?“ „Seo, Vater, ich heiße Seo. Hier hast Du Dein altes Heft.“ Sem Jones blätterte ein wenig und begann, Symbol für Symbol zu verschieben. „Erst das Zeichen für G, dann O, noch ein O, ein G, ein L und ein E“, murmelte der Vater von Seo. „Du glaubst doch nicht wirklich an die Geschichte mit Googleos“, fragte der Linksucher. „Doch, Du sieht doch. Die Tür ist auf.“

Hinter ihr wartete ein großer Raum, voller Links. Einer schöner als der andere. Einige zuckten, aus anderen stieben Rauchwolken empor. „Welcher ist denn nun der echte Goldene?“ Linkwoman berührte einzelne Exemplare, traute sich aber nicht, sie aufzuheben. „Er soll wunderschön, aber auch schlicht sein“, erzählte Sem Jones und ging zielstrebig auf einen kleinen Link zu, der wie ein G verformt war. „Das ist er.“ Doch als der Mann den Link aufheben wollte, begann die Höhle zu vibrieren. Steine fielen von der Decke. „Wir müssen hier raus“, rief Mini Vip. Sem Jones versuchte weiter, den goldenen Link zu nehmen. „Vater, lass‘ den Link. Lauf um Dein Leben.“ Seo packte seinen Vater am Arm und riss ihn beiseite, ehe ein Steinbrocken ihn zerquetscht hätte. „Los jetzt, der Link ist verloren.“ Vor der Höhle nahm Sem Jones seine Kladde, zerriss sie. „Das war´s. Ich weiß, dass es den goldenen Link gibt und niemand anders ihn für seine Zwecke missbrauchen kann. Schade eigentlich, ich hätte gerne gewusst, wie es ist, ganz oben zu sein.“ Seo lachte: „Bei mir stehst Du immer an erster Stelle.“

Quellangabe: Titelbild designed vom Bild-Artisten&Optimierer Martin Mißfeldt.

13 Gedanken zu „Seo Jones und der goldene Link“

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